Bei Onlineshops sind die individuellen Anforderungen der Kunden noch ausgeprägter als bei Webseiten im Allgemeinen. Jedes Produkt oder Geschäft läuft anders. Manchen Kunden ist das Design und eine möglichst simple Kundenführung entscheidend. Andere Unternehmen müssen komplizierte Produkte mit vielen Optionen oder Varianten abfragen und fehlerfrei bestellbar machen. Der Umfang des Sortimentes und die zu erwartenden Käuferzahlen haben natürlich auch großen Einfluss auf die Entscheidung für Shopware, OXID oder Magento.
Weiterer Faktor ist die gewählte Strategie des Unternehmens. Es gibt den Minimalisten, der mit möglichst geringen Kosten einsteigen möchte. Es gibt auch Internetunternehmer, die konkrete Umsatzerwartungen haben und mit einem Zeitplan Ziele erreichen wollen. Dazwischen gibt es professionell betriebene Shops mit solidem Konzept und langfristig angelegter Perspektive. Am unteren Ende der professionellen Shops sind Kandidaten, die mit Open Source oder Community Editionen das Thema e-commerce im Unternehmen „vorglühen“. Zu einem geeigneten Zeitpunkt soll auf leistungsfähigere Ausbaustufen umgestiegen werden.
Für jede dieser Strategien hat ein Kandidat im Vergleich vor und Nachteile. Alle drei sind geeignet eine der Strategien zu verfolgen. Das beste Shopsystem gibt es nicht, nur Vor- und Nachteile bei der Verfolgung einer Strategie. Generell würde ich für Projekte die eine Wachstumsperspektive enthalten sollen immer ein System vorschlagen, das eine oder mehrere Ausbaustufen in Richtung „Enterprise-edition“ aufweisen kann. Reine Open-Source Projekte haben in diesem Bereich ihre Grenzen.
Die 3 Kandidaten: Shopware, OXID, Magento
Magento ist ein beliebter Onlineshop mit guter Verbreitung. Es gibt viele Agenturen, die Dienste für Magento anbieten. Das ist auch dringend nötig, da es oberhalb der Open Source Version kein Angebot für Mittlere Shops mehr gibt (wurde 2012 eingestellt). Die EE Lizenz liegt bei über 20.000 Euro im Jahr für einen Magento 2 Shop.
Oxid ist ein solides und performantes Shopsystem mit einer CE Version und einer Professional Edition die rund 3000 kostet. Es kann ein kostenpflichtiger Support dazu gebucht werden. Anbindungen an Warenwirtschaften sind auch möglich, aber gegen Aufpreis. An dieser Stelle sieht man, dass es ratsam ist, alle benötigten Funktionen im Vorfeld genau zu erfassen und zu prüfen, mit welcher Ausbaustufe zu welchen Kosten das Projekt umgesetzt werden kann. In der Premiumklasse wird die OXID Lösung für ca. 15000 Euro angeboten. Mit OXID kann das umfangreiche Warensortiment eines Discounters problemlos verwaltet werden (Beispiel Netto).
Shopware ist ein System das viel von sich reden macht und nach meinem Eindruck hauptsächlich Magento die User anzieht. Shopware hat viel Wert auf das Backend und die Bedienbarkeit gelegt. In der kostenlosen CE gibt es bereits viele Möglichkeiten professionell Shopseiten zu erstellen. Im Mittelfeld gibt es die Editionen Professional und Professional+. Der Funktionsumfang dieser mittleren Versionen ist größer als bei OXID und die Kosten für Support sind niedriger.
Oxid, Shopware, Magento – Das passende Shopsystem?
Für Einsteiger, die auf open source und Community Versionen angewiesen sind ist es unverzichtbar die Kandidaten einfach einmal auszuprobieren. Dafür ist nicht zwingend eine Installation notwendig. Begehbare Demoinstallationen bei den Anbietern oder auf Vergleichsseiten geben einen ersten Eindruck. Daran und an der Liste der benötigten Features kann eine Vorentscheidung getroffen werden.
Für die Mittelklasse (bei Shopware, OXID) muss unterschieden werden zwischen B2C und B2B. Im B2C ist nach meiner Einschätzung Shopware im Vorteil. B2B wird von OXID besser abgedeckt.
Im Enterprise-Segment ist Shopware ein starker Angreifer, der kontinuierlich wächst. Auch hier ist OXID im Business-Business noch führend mit einer eigenen BtoB Ausgabe.
Betreffs Magento gibt es viele Spekulationen in welche Richtung sich das Projekt entwickeln wird. Als open source Shop betrieben ist es eine gute Alternative. Im Mittelfeld wird es nicht ohne bereuende Agentur gehen, deren Kosten berücksichtigt werden müssen. Bei den anderen Systemen ist eine betreuende Agentur sicher auch eine gute Idee, aber der Aufwand an Eigenlösungen dürfte geringer ausfallen.